Historie Schloss Kummerow
Geschichte eines großen Hauses
Schloss Kummerow und die Familie von Maltzahn
1730 fertiggestellt, ist die Geschichte von Schloss Kummerow eng mit der Historie der Familie derer von Maltza(h)n verbunden. Verschaffen Sie sich hier einen Überblick über die Historie von Schloss Kummerow und über die Geschichte des Ortes Cummerow, der 1222 erstmal urkundlich erwähnt wurde.
Die Geschichte von Schloss Kummerow ist unmittelbar mit dem Schicksal der weitverzweigten Familie derer von Maltza(h)n verbunden. Schloss Kummerow war eines unter mehreren Häusern, von denen aus das alte Adelsgeschlecht über Jahrhunderte bis zur Weimarer Republik das Geschick der Menschen in Mecklenburg und Pommern als Lehnsherren und Beamte der wechselnden Herrscher mitbestimmte.
Das Schloss am Kummerower See ist in seiner gesamten Anlage elegant und pragmatisch zugleich und zeugt von den Arbeits- und Machtverhältnissen einer untergegangenen Epoche. Im Mittelpunkt steht das zweistöckige circa 3.000 Quadratmeter große Wohnhaus.
Schloss Kummerow im Wandel der Zeit
Rechts und links des großen Wohnhauses dehnt sich das Schloss architektonisch durch Galerien, die mit zweigeschossigen Pavillons abschließen. Alle Elemente zusammen bilden einen geschlossenen Riegel zum See. Der Schlossplatz davor, der Cour d´Honneur, öffnet sich zum Dorf Kummerow und ist von mächtigen Funktionsbauten eingefasst. Sie erzählen davon, dass hier nicht nur residiert, sondern auch erfolgreich gewirtschaftet wurde.
Von der Ortschaft her kommend sieht man allein diese repräsentative Seite. Durchschreitet man aber auf einer Achse von der ehemaligen Toreinfahrt zum Wohnhaus das Hauptportal ins Innere des Corps de Logis, dann das dahinter liegende Vestibül mit seiner prachtvollen Treppenanlage, weiter den sich weitenden Ballsaal und schließlich von hier aus das Gartenportal, so öffnet sich der Blick auf die private, komplex kunstvolle und romantische Seite des Hauses.
Wir blicken hier durch wohl arrangierte Baumgruppen in einen Lenné´schen Landschaftsgarten. Er öffnet sich frei zum See hin und von der Anhöhe hinab, auf der sich das Schloss erhebt, überschauen wir das südliche Ende des Kummerower Sees, dessen gesamte Fläche man von hier nur erahnen kann. Tritt man an das im Park freigelassenes Ufer, bietet die Länge des Sees von circa elf Kilometern einen derartigen Weitblick, dass die nördlichen Ränder mit dem Himmel verschmelzen. Das gegenüberliegende Ufer hingegen gibt Aussicht auf die auslaufenden Hügelketten der Mecklenburgischen Schweiz, die sich über dem Wasser gegen den Horizont erheben.
Die Beschreibung von dem, was wir sehen, gleicht der eines arkadischen Bildes mit gestalteten und facettenreichen Blickachsen. Derart planvoll wurde im Kummerower Park, wie auch in Potsdam oder in Schwerin, eine Naturidee rational in Szene gesetzt, dass man heute noch staunt, wie nachhaltig der Gesamteindruck aus einzelnen Elementen einer gebauten Landschaft, raffiniert komponiert aus Naturbühnen, unser Gemüt anfasst.
Auf der einen Seite des Schlosses, also das rationale Tagwerk aus Verpflichtungen und auf der anderen Seite die emotionale Freiheit aus träumerischen Schatten- und lebhaften Sonnenplätzen und ins Wasser gespiegelt die Hügel einer der schönsten Sehnsuchtslandschaften, die in Deutschland und Mitteleuropa zu finden ist.
Heute fasst die offizielle Bezeichnung „Naturpark Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See“ all das zusammen, was wir uns als Wanderer, Segler, Radfahrer und Reiter erobern können: Eine Entdeckungsreise von nationalen Kulturgütern, deren Geschichte die Zeitläufe unseres Landes spiegeln.
Bis heute verleiht der Gestaltungswille einzelner, der Epochen und Moden, der Kriege und politischen Systeme Schloss Kummerow die hauseigene Patina. Unweit des heutigen Schlosses stand ehedem eine Burg, die im Dreißigjährigen Krieg geschliffen wurde und mit ihr die alte Stadt Cummerow. Nur 16 Menschen sollen die Verwüstungen überlebt haben.
Was zudem vernichtet wurde, ist die einstige Bedeutung als Stadt. An der Grenze als Markstein zwischen den beiden Landesteilen gelegen, wurde der Ort einmal Mecklenburg und ein anderes Mal Pommern zugeschrieben und so versteckt sich seine geschriebene Historie bald hier bald dort: In den alten Beschreibungen Preußens, Brandenburgs, Pommerns, Vorpommerns und schließlich Mecklenburg-Vorpommerns.
Kummerow war eine slawische Gründung und wurde von Heinrich dem Löwen und den Maltzahns germanisiert. Die Familie wurde von den Schweden enteignet und nahm sich ihre Güter bald wieder zurück. Sie zerstritten sich in Erbangelegenheiten, heirateten glücklich in einflussreiche Familien oder erschossen sich in Duellen. Sie beuteten aus und beschützten und sie gestalteten gemäß ihrer Macht und Stellung das Land.
1730 wurde Schloss Kummerow im Stil des Spätbarocks, oder bildhafter ausgedrückt, in der Typologie des Versailler Vorbilds fertiggestellt und erst 100 Jahre später durch den Landschaftspark erweitert. Immer wieder erlebte das Gut durch das lebhafte Schicksal seiner Besitzer Zeiten der Verwaisung.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Haus und der Park umfangreich renoviert. In der Weimarer Republik und während des Nationalsozialismus bis 1945 erfuhr das Gut durch Mortimer von Maltzahn eine neue Blütezeit als Großgrundbesitz. Mortimer wurde der erste gewählte Bürgermeister und passte sich den neuen Machtverhältnissen bis zu seiner Enteignung durch die Bodenreform der frühen DDR hervorragend an.
Nach 1945 wurde das Schloss durch sowjetische Kräfte besetzt und als Quarantänelager für Flüchtlinge und ehemalige Zwangsarbeiter umfunktioniert. In den folgenden 40 Jahren bis 1993 wurde die Schlossanlage verschiedentlich von der Gemeinde genutzt.
Eine Konsumverkaufsstelle mit Gastwirtschaft, die Bürgermeisterei, eine Grundschule, ein Kindergarten und eine Oberschule befanden sich hier. 1985 ging die Anlage in das Eigentum der Deutschen Post (DDR) über.
1993 wurde es in Privatbesitz verkauft und sollte zunächst als Hotel ausgebaut werden. Diese Pläne wurden jedoch nicht realisiert.
2011 ging Schloss Kummerow in den Besitz des jetzigen Eigentümers über, der das Schloss als öffentlich zugängliche Kunsthalle ausstatten und mit seiner Fotografischen Sammlung bespielt. Sein Sanierungskonzept umschließt die Spuren der Vergangenheit und setzt sichtbar nur dort Neues, wo Fehlstellen entstanden sind.
Eine erste Ausstellung zum Tag des offenen Denkmals am 20. September 2015 zog 4.000 Besucher an. Mit dem Werk des Dresdner Malers Eberhard Göschel wurde die Art des Umbaus erfolgreich unterstrichen. Die Wahl des Künstlers und das Sanierungskonzept gingen hier Hand in Hand, um den Geist der erhaltenen Spuren mit der Malweise des Künstlers aufzuladen und seine künstlerische Haltung interessant mit der Geschichte des Hauses zu verzahnen.
Hinterlassene Spuren, die vom Leben in wechselnden Ideologien erzählen. So steht im Spiegelsaal, erhalten als alte Wandbemalung: „Ich bin das Schwert! Ich bin die Flamme! Ich habe euch erleuchtet in der Dunkelheit, und als die Schlacht begann, focht ich voran, in der ersten Reihe.“ Auch wenn die Zeitläufte das Heine Zitat seiner ehemaligen sozialistischen Propaganda entleert haben, soll es das Haus in seiner collagehaften Erscheinung mit feudalen Versatzstücken zu neuem Leben anfeuern.