Fotokunst macht Schule

Das Projekt

„Bildung macht BürgerInnen mündig. Sie spielt für Demokratie und gesellschaftliche Stabilität eine zentrale Rolle. Museen leisten als Bildungsakteure einen Beitrag zum sozialen Zusammenhalt, sind Orte der Selbstbildung und der öffentlichen Debatte.“ Der Bundesverband für Museumspädagogik e.V. fasst so sehr treffend die Bedeutung von Museen zusammen, die mit ihrer Bildungsverantwortung, vor allem für junge Menschen, in der aktuellen Zeit mehr denn je gefragt sind.

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Die Dichte an kulturellen Angeboten für Kinder und Jugendliche in Städten, strukturstarken Regionen unterscheidet sich signifikant von denen im ländlichen, strukturschwachen Raum. Als eine der führenden öffentlich zugänglichen privaten Sammlungen zeitgenössischer Fotografien Deutschlands, ist sich das Museum Schloss Kummerow dieser Verantwortung bewusst.

Wir möchten aktiv einen Beitrag dazu leisten, Bildungsverantwortung für junge Menschen in der Gegenwart und in Zukunft zu übernehmen.

Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass Kunstvermittlung längst nicht mehr reine Wissensvermittlung ist, sondern Erfahrungsräume öffnet in denen junge Mensch sich selbst, gesellschaftspolitischen, sozialen und vielen anderen Themen begegnen können.

Das Medium Fotografie bietet sich hierfür besonders an, da es über sprachliche und kulturelle Grenzen hinweg, von Menschen jeden Altes, verstanden werden kann.
Um diese Begegnungen heutzutage zu ermöglichen bedarf es Konzepten, die zeitgemäß und ansprechend für junge Menschen sind. Gemeinsam mit den SchülerInnen des Reuterstädter Schulcampus haben wir Audioguides entwickelt, der junge BesucherInnen die genannten Erfahrungsräume öffnen und Interaktion mit Kunst ermöglichen sollen.

Bei der Frage wie die Audioguides den BesucherInnen zugänglich gemacht werden, orientiert sich Schloss Kummerow an den aktuellen Entwicklungen internationaler Museen. Egal ob jung oder alt – nahezu alle BesucherInnen haben im Museum das Smartphone dabei. Die Audioguides können ganz bequem per QR-Code gescannt und sich auf dem Smartphone angehört werden. Dadurch entstehen keine langen Schlangen vor Hörstationen oder interaktiven Displays, die Audioguides sind allen BesucherInnen jederzeit und in vollem Umfang zugänglich. Nicht zuletzt ist diese Bereitstellung von Inhalten auch hygienischer, da sich niemand Geräte teilen muss, sondern ausschließlich private Smartphone und die dazugehörigen Kopfhörer benutzt werden.

Ganz herzlich möchten wir uns bei den Förderern bedanken die durch ihre Unterstützung die Realisierung dieses außergewöhnlichen Projektes ermöglicht haben. Die Förderer sind:

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Kulturgemeinschaften – Förderprogramm für digitale Content-Produktion für Kultureinrichtungen, Kulturstiftung der Länder und Neustart Kultur

Entstehung der Audioguides

Schloss Kummerow ist seit einigen Jahren Kooperationspartner umliegender Schulen, sodass wir mehrfach im Jahr Führungen für SchülerInnen durch das Schloss und die Kunst anbieten können. Der Wunsch nach einer vertieften Auseinandersetzung mit den Exponaten entstand mit den SchülerInnnen der 11. Klasse des Reuterstädter Schulcampus im Frühjahr 2022.

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Durch die Führungen konnten die Jugendlichen die Aussagen der einzelnen Werke besser verstehen und den Dialog zwischen Schloss und der gezeigten Kunst erkennen. Dadurch wurden für die jungen Menschen Zusammenhänge und Widersprüche sichtbar die ihnen auch in ihrem Alltag begegnen.

„Ohne die Führung im Schloss, hätten wir die Kunst und das Schloss nie so interessant und inspirierend erlebt“, erzählt eine junge Frau die an dem Projekt teilnimmt.

Diese Begeisterung für Kunst und Schloss führte dazu, dass die SchülerInnen selbst aktiv werden und den Menschen in ihrer Heimat den Zugang zur Kunst erleichtern wollen, sodass jeder diese Erfahrung machen kann, die die Jugendlichen machen durften.

Die SchülerInnen wählten daraufhin fünf Werke aus mit denen sie sich tiefgehender beschäftigten und aus denen anschließend ein Audioguide für die BesucherInnen des Schlosses produziert wurde.

Die Idee, Auswahl der Werke, Setzen thematischer Schwerpunkte als auch die Umsetzung wurden durch PädagogInnen und Content Creator begleitet, aber nicht vorgegeben.

Die Befähigung der Schüler, sich mit Kunst auf ihre ganz individuelle Art und Weise auseinandersetzen zu dürfen, steht im Vordergrund des Projektes.

Diese Werke haben die SchülerInnen ausgewählt:

ANDREAS MÜHE
Mühe I, 2016 – 2019

WERNER MAHLER
Abiturienten, 1977/78–2015

RICHARD MOSSE
Because the Night, 2012

THOMAS BANGSTED
Schlachtschiff Tirpitz, 2012-2017

MARINA ABRAMOVIC / ULAY
Nightsea Crossing (Portfolio), 1980 – 1987

ANDREA GALVANI
Llevando una pepita de oro a la velocidad del sonido #1, 2014-2015

„Wann ist der Künstler geboren und wann entstand das Werk?“ Das hätte eine typische Frage sein können, mit der die SchülerInnen sich dem Projekt annähern. Diese Frage fiel aber nicht, zumindest nicht zu Beginn des Projektes. Die SchülerInnen beschäftigten sich zunächst mit dem Medium Audioguide. Also, was eigentlich einen guten Audioguide ausmacht und wie Menschen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten durch einen Audioguide Zugang zu Kunst erhalten.

Diese Herangehensweise macht sichtbar, mit welchem Verantwortungsbewusstsein und Empathie die SchülerInnen das Projekt behandeln. Ihnen geht es einerseits um ein qualitativ hochwertiges Ergebnis das auch mit professionell erstellten Audioguides mithält. Und andererseits sehen die jungen Menschen aber auch die Notwendigkeit ihren Audioguide so zu gestalten, dass dadurch der Zugang zu Kunst für alle Menschen, unabhängig vom Bildungsabschluss, geschaffen wird.

Erst im nächsten Schritt begann die tatsächliche Arbeit an den ausgewählten Werken. Schloss Kummerow stellte hierbei den Großteil des Materials zur Verfügung, wenngleich natürlich auch im Internet recherchiert wurde.

Nach einigen Wochen intensiver Arbeit durften die SchülerInnen Ende August dann endlich ihre vorbereiteten Audioguides im Schloss und vor den von ihnen ausgewählten Werken professionell einsprechen. Von allen Beteiligten wurde sich ganz bewusst gegen ein Tonstudio entschieden, da die Audioguides uneingeschränkt authentisch sein sollen und der besondere Klang und Hall im Schloss Kummerow dann folgerichtig dazugehören müssen.

Die Aufnahme der Audioguides wurde überhaupt erst durch die Unterstützung der Kulturschule Malchin möglich. Die Kulturschule übernahm nicht nur die technische Ausführung, sondern war ein wichtiger Partner der maßgeblich an dem Projekterfolg beteiligt ist.

Am Ende entstanden fünf außergewöhnliche Audioguides. Drei davon finden Sie hier:

Begegnung zwischen KünstlerInnen und Jugendlichen

Nachdem die Audioguides eingesprochen waren, kam es zu einer ganz besonderen Begegnung. Die SchülerInnen lernten das Fotografenpaar Mahler kennen.

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Ute und Werner Mahler sind zwei herausragende deutsche Fotografen, die zur DDR-Zeit zu den stilprägenden Fotografen des Ostens zählten und heute wie damals ihre humanistische Sicht auf die Welt in unterschiedlichen, intensiven Fotoprojekten realisiert haben.

Schloss Kummerow hat das Künstlerpaar bewusst eingeladen, da zu einem ihrer Werke ein Audioguide entstanden ist und die SchülerInnen die Möglichkeit bekommen sollten Fragen stellen zu dürfen, auf die sie in ihrer Recherche keine Antworten erhalten haben. Mit international anerkannten Künstlern in Kontakt zu kommen, die sehr nahbar von ihrem Leben und ihren Werken sprechen, führte aber auch dazu, dass Kunst für die Jugendlichen noch greifbarer gemacht wird. Über diese Begegnung entstand außerdem ein Film, dessen Trailer sie hier sehen können. Hier können Sie sich den Film ansehen:

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Lernerfolge und Fazit

Das ursprüngliche Ziel des Projektes Fotokunst macht Schule war, Jugendlichen die Möglichkeit zu geben sich ungestört und individuell fotografischer Kunst anzunähern und aus dieser Begegnung heraus einen Audioguide zu produzieren.

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Dieses Ziel wurde weit übertroffen! Die Jugendlichen haben sich während des Projektes nicht nur mit der Kunst beschäftigt, sondern auch mit den Menschen in ihrer Heimat. Um ein Ergebnis zu produzieren, das alle Bevölkerungsgruppen gleichermaßen anspricht mussten sie einen Perspektivwechsel vollziehen, sich in unterschiedliche Lebens- und Bildungswelten einfühlen um am Ende die richtigen Worte – den richtigen Ton – finden zu können.

Darüber hinaus leisten die SchülerInnen durch dieses Projekt einen aktiven Beitrag zur Bildungs- und Kunstvermittlung im ländlichen Raum. Sie schaffen durch die Audioguides eine niederschwellige Einladung an die Bevölkerung sich von fotografischer Kunst berühren und begeistern zu lassen.

Darüber hinaus nutzen sie ihre gestalterische Freiheit um ihre Region zukunftsfähig zu halten und übernehmen damit für sich und andere Verantwortung.

Eigens verfasste Texte und die eigene Sicht auf Kunstwerke mit zukünftig tausenden BesucherInnen zu teilen, erfordert Mut.

Mut, selbst aktiv zu werden.
Mut, sich zu zeigen.
Mut, etwas zu Schaffen.

Wir wünschen den beteiligten SchülerInnen, dass sie dieser Mut und dieses hohe Maß an Selbstwirksamkeit die nächsten Jahre begleitet und dafür sorgt, dass sie auch zukünftig ihre Umwelt aktiv mitgestalten und damit einen wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft leisten.

Förderer