Ausstellung Flachland
von Ulrich Wüst

Fotografien 

Ausstellung von Ulrich Wüst

Ulrich Wüst lebt in Berlin und Mecklenburg. Im Mai zieht er aufs Land und im Herbst zurück in die Stadt und das seit vielen Jahren regelmäßig und kompromisslos. Das hat ablesbare Konsequenzen für seine Arbeit, denn neben seit den siebziger Jahren entstandenen Serien urbaner Räume und ihren Peripherien trat zunehmend die Beschäftigung mit dem ländlichen Umfeld bis hin zu beinahe mikroskopischen Untersuchungen seiner engsten Umgebung von Haus und Garten.

Die Ausstellung Flachland von Ulrich Wüst in der Fotografischen Sammlung – Schloss Kummerow stellt zwei Werkgruppen vor, die in den letzten Jahren in der Uckermark und Mecklenburg entstanden sind. Das kleinformatige, 77 Fotografien umfassende Leporello Flachland (2013/2017) steht den fünfzig Schwarzweiß-Fotografien der Serie Dorf. Die Gemeinde Nordwestuckermark (2014-2018) gegenüber. Die Werke erzählen von vergangenen Lebenswelten der DDR sowie von baulichen, strukturellen und ideologischen Veränderungen der Nachwendezeit.

Es war das Haus in Schönhof, wo Wüst die vergilbten regionalen Tageszeitungen aus den siebziger Jahren fand, die ihn, wie schon in früheren Arbeiten, zum Archäologen werden ließen. Gleich Fundstücken einer Ausgrabung stellt er die propagandistischen Überschriften frei, um sie dann, mit den oft bis zur Abstraktion beschnittenen Abbildungen in neuer Bildfolge in einem Leporello in veränderte Zusammenhänge zu stellen. Flachland (2013/2017) entlarvt klug und spielerisch die eklatante Kluft zwischen politischem Wollen und gelebter Realität. Absurd erscheint so, was damals Alltag war.

Dorf. Die Gemeinde Nordwestuckermark (2014-2018) ist ebenfalls in einem überschaubaren Radius entstanden. Etwa 30 Dörfer und Wohnplätze mit knapp 5000 Einwohnern umfasst die Gemeinde, die Wüst überwiegend mit dem Fahrrad erschloss. Das oft idealisierte Land kommt nicht ganz so idyllisch daher, wie der Städter es sich erträumt: Hier die Relikte der landwirtschaftlichen Produktionsstätten und Landarbeiterhäuser oder das mit billigem Zins errichtete Fertighaus, dort die Applikationen einer Do-it-yourself Baumarkt-Moderne und eine Natur, in der Windräder und Hochspannungsleitungen nicht fehlen. Mit kühlem Blick, von Romantisierungen frei, deckt Wüst die schwierige Beziehung zwischen Projektion und Ist-Zustand auf.

Der Verlauf der Zeit hat sich in die Landschaften und ihre Bewohner eingeschrieben, sie verändert und geprägt. Das Sichtbarmachen des Themas Zeit, der Fotografie immanent, ist auch eine erklärte verbindende Klammer zwischen den Werken der Fotografischen Sammlung – Schloss Kummerow.

Biografie von Ulrich Wüst

1949 | geboren in Magdeburg
1967-72 | Studium an der Hochschule für Architektur und Bauwesen, Weimar
Diplom als Stadtplaner
1972 | Umzug nach Ost-Berlin
1972-1983 | Arbeit als Stadtplaner und Bildredakteur
Seit 1984 | als Fotograf tätig – lebt in Berlin und Schönhof, Mecklenburg

Auswahl von Einzel (E)- und Gruppenausstellungen (G)

2019 | Museum Villa Stuck, München (G): »Von Ferne. Bilder zur DDR« |
Les Rencontres d´Arles (G): »Corps impatients / Restless Bodies. East-German Photography 1980-89«
2018 | Die Sammlung Haupt in den Reinbeckhallen, Berlin (G): »Geld-Wahn-Sinn«
2017 | documenta 14, Kassel und Athen (G); Christopher Grimes Gallery, Santa Monica, Kalifornien, (E)
2016 | Chrysler Museum of Art, Norfolk, Virginia, (E): »Public and Private: East Germany in Photographs by
Ulrich Wüst.« | C/O Berlin, Amerika Haus, Berlin (E): »Stadtbilder / Spätsommer / Randlagen«
2015 | MIT Museum, Cambridge, Massachusetts (E): »Public and Private: East Germany in Photographs by
Ulrich Wüst.«
2014 | Loock Galerie, Berlin, 6. Europäischer Monat der Fotografie (E): »Übergänge«
2013 | Fotomuseum Winterthur (G): »Concrete – Fotografie und Architektur«
2012 | Berlinische Galerie (G): »Geschlossene Gesellschaft, Künstlerische Fotografie in der DDR 1949-1989«
2009 | Leonhardi-Museum, Dresden (E): »Ulrich Wüst«
2009 | Los Angeles County Museum of Art (G): »Art of Two Germanys | Cold War Cultures«
2004 | Haus am Waldsee, Berlin (G): »Schrift Bilder Denken. Walter Benjamin und die Kunst der Gegenwart«

Autorin: Katia Reich, Kunsthistorikerin und Direktorin Galerie Loock Berlin

Die Sonderausstellung

Zeitraum der Ausstellung
21. Juni – 25. August 2019

Eintritt Sonderausstellung: 7,50 EUR p. P.*
Gruppen (ab 20 Erwachsenen): 6,00 EUR p. P.*
Jahreskarte: 50,00 EUR p. P.*

* inkl. Eintritt zur Fotografischen Sammlung

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Ausstellungsort

Schloss Kummerow
Dorstraße 114

17139 Kummerow
Mecklenburg-Vorpommern

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